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Aktuelles

Bonjour und Grüß Gott in der Ausbildung

Frankreichaustausch Oscar-Walcher-Schule Ludwigsburg und BTPCFA Livron-sur-Drôme 2024

An der Oscar-Walcker-Schule, der gewerblich-technischen beruflichen Schule auf dem Römerhügel, wird die deutsch-französische Freundschaft aktiv gepflegt und auch für Auszubildende erlebbar gemacht.

Insgesamt sechs Auszubildende aus den Bereichen Holztechnik, Farbtechnik und Bautechnik Starten am Sonntagmorgen, den 10. März 2024, im Bauhof der Oscar-Walcker-Schule in Ludwigsburg und fahren 8 Stunden nach Livron-sur-Drôme im Departement Drôme. Finanziert und initiiert wird der Austausch hauptsächlich durch die deutsch-französischen Agentur „ProTandem“ und soll den Europagedanken fördern, aber auch konkret den beruflichen Horizont der jungen Menschen erweitern. Sie besuchen für zwei Wochen eine französische Berufsschule für Bauberufe, um sich sprachlich sowie fachlich weiterzubilden. In dieser Zeit arbeitet jeder in seinem Gewerk an unterschiedlichen Projekten. Der erste Tag startet mit viel Organisation und einer Führung durch die große Bauschule BTP CFA in Livron. Lehrkräfte und Auszubildende lernen sich kennen und fangen erste kleine Projekte in den jeweiligen Werkstätten, an. In der ersten Woche hat die Gruppe mit Stéphane, dem Sprachlehrer der Organisation Protandem, die eigenen Französischkenntnisse verbessert. Außerdem brachte er ihnen bei, wie sie das als Gastgeschenk mitgebrachte Spiel „Mensch ärgere dich nicht“ der französischen Schulleiterin erklären können.

Hier einige Eindrücke von den Lernenden der verschiedenen Gewerke:

Dank unseren beiden Lehrern Herr Peters und Herr Tellier, die den Austausch und auch unsere Nachmittage organisiert haben, durften wir viele Städte und Sehenswürdigkeiten besichtigen. Unser erster Ausflug ging nach Privas in der Ardèche, dort machten wir eine Schnitzeljagd und besichtigen die Stadt. Mirmande ist eine wunderschöne mittelalterliche Stadt, welche wir durch eine weitere Schnitzeljagd erkundet haben. In Loriol hat uns Jérémy Riou, der Verantwortliche für Austausche der französischen Schule und stellvertretender Bürgermeister der Stadt, im Rathaus das französische Regierungssystem erklärt willkommen geheißen.

An unserem Wochenende besichtigten wir eine 900 Jahre alte Burg in Crest und haben uns mit Wein aus der Gegend ausgestattet. Danach besuchten wir Montélimar und haben ein Tauschspiel mit einem deutschen Bier gespielt. Samstagabends sind wir auf das traditionelle Stadtfest in Loriol gegangen. Unseren Sonntag verbrachten wir in Valence und schauten die dortige Dorfruine an.

Neben der deutschen Delegierten von „Protandem“ Frau Anika Jurisch kamen unsere Schulleiterin Frau Sabine Haveneth und der stellvertretende Schulleiter der Oscar-Walcker-Schule Ludwigsburg für einige Tage zu einem Kennenlerntreffen vor Ort zusammen. Die dortige Schulleiterin Frau Samantha Rose lud uns zu einem sehr leckeren 3-Gänge Menu zum Mittagessen ein. Überhaupt haben wir die ganzen zwei Wochen hervorragend und viel gegessen. Während ihres 3-tägigen Besuches wurden wir von Frau Haveneth und Herr Sopaj in den Werkstätten begleitet und zum Abschluss haben wir bei den Höhlen „La Jaubernie“ gemeinsam gegrillt.

Am Donnerstag waren wir das letzte Mal in der Schule und haben uns bei allen Lehrern herzlich bedankt und verabschiedet. Unser letzter Ausflug ging mit Jeremy Riou nach Hauterives wo wir den prächtigen Palast “Idéal“ von “Facteur Cheval“ erkundeten.

In den zwei Wochen in Frankreich haben wir sehr viel erlebt und neue Freunde gefunden. Allgemein war es für uns alle ein großer Erfolg und wir sind sehr froh darüber, dass wir uns für den Austausch entschieden haben. Vielen Dank an alle Lehrer für euren Einsatz. À bientôt!

Bericht der Auszubildenden Holztechnik (Schreiner*in)

Für uns vier wissbegierige Schreinerinnen und Schreiner, Alina Weißer, Lisa Vogel, Hanna Widmaier und Christian Kumpf startet die erste Woche in der Werkstatt von George, ein herzlicher Schreinermeister und Berufsschullehrer, der uns mit einem breiten Grinsen willkommen heißt. Mit Händen und Füßen werden erste Kommunikationsversuche unternommen, wobei George uns zeigt, dass unser erstes Projekt eine kleine Bank werden soll. In der Vorbereitung beäugen wir skeptisch das provisorisch überdachte Holzlager und bedienen uns an einem schönen Stück Esche, ein Holz der Region. Nach vergeblicher Suche nach einer Unterflurkappsäge müssen wir feststellen, dass die Franzosen die platzsparende Variante einer Handkreissäge bevorzugen. Während wir uns mittwochs von Arbeitsschritt zu Arbeitsschritt entlanghangeln, lernen wir die dafür benötigten Maschinen kennen. Dabei stellen wir fest, dass sich die Handhabung von der uns gewohnten und BGHM-geprägten Arbeitsweise ein wenig unterscheidet. Passend zum letzten Werkstatttag der Woche präsentieren wir stolz unser Meisterstück: eine kleine Bank…

In unserer zweiten Woche begeben wir uns in noch unbekannte Gewässer; die Werkstatt des Stuckateurs Patrice, wo wir uns in der Gestaltung einer Gipskartonplatte verwirklichen. Dienstags, zurück bei unserem vertrauten Werkstoff Holz, begrüßt uns Christoph Arnaud. Er ist Verantwortlicher für das Ausbildungsgebiet der Installateure bei den Schreinern. Anders als in Deutschland wird hier unterschieden zwischen den Bereichen Fabrikant und Installation. Schnell wird klar, dass wir auch hier nicht ganz ohne unseren Freund & Helfer, den Google-Übersetzer, auskommen. Arnaud stellt uns seine Klasse, unser nächstes Projekt wie auch die Werkstatt vor, bei der jeder Schüler seine eigene kleine Nische für besagte Installationsarbeiten hat. Diesmal steht ein vierteiliges Eckregal auf dem Plan. Also schnappen wir uns erstmal Stift und Papier; eine gute Vorbereitung ist schließlich die halbe Arbeit. Nach umfassender Präparation geht es an die Arbeit. Mal wieder wird schnell klar, dass sich die französische Herangehensweise in so manchen Punkten von der deutschen unterscheidet. Unser heiß geliebter Meterstab wird durch ein äußerst praktisches Maßband ersetzt und der Schreinerlehrer macht sich ein wenig lustig darüber, dass wir tatsächlich noch so altmodische Hilfsmittel verwenden. Während der Arbeit fällt uns auf, dass der Stereotyp eines Berufsschülers keine Landesgrenzen kennt. Wir fühlen uns wie Zuhause…

Zur Praxis gehört auch Theorie und so machen wir am Nachmittag einen Exkurs in den Computerraum. Hier bekommen wir einen Einblick in das CAD-Programm „Sketchup“, in dem wir ein Haus modellieren. Wie so vieles im Leben ist alles eine Frage der Perspektive. Diese Erfahrung dürfen wir auch Mittwoch nachmittags im Rahmen des Zeichen-Unterrichts erleben. Während die Klasse mitarbeitet, geben wir unser Bestes verschiedenste Abbildungen zu zeichnen.

Unseren letzten Tag verbringen wir gemeinsam mit den Malern bei den Stuckateuren. Die selbst gewählte Aufgabe lautet aus Gipskartonplatten und Aluschienen das Wort „Amitié“ („Freundschaft“) darzustellen. Der Maler nennt das Trockenbau. Mit Ach und Krach geben wir nochmal unser Bestes. So endet unser französisches Abenteuer. Wir freuen uns auf Anschlagwinkel und Streichmaß!

Bericht der Auszubildenden Farbtechnik (Maler*innen)

An unserem ersten Tag stellte uns Jérémy aka unser Chef den Plan für die erste Woche vor. Hier stellten wir fest, dass wir Maler bei zwei Lehrern arbeiten werden. Der eine ist Lehrer für die Standard -Malerarbeiten, wie Tapezieren, Streichen, Spachteln und der andere Lehrer sollte uns den Trockenbau lehren. Monsieur Giroudon, unser Trockenbauexperte ließ uns als erstes Projekt Deckenplatten aus Gipskarton designen, um unser Niveau und unsere Kreativität zu prüfen. Man könnte es auch das erste Abtasten mit den deutschen Probanden nennen. Während wir an dem Projekt arbeiteten, schaute er uns immer wieder unauffällig aber aufmerksam über die Schulter, um zu schauen, wie wir uns so schlagen. Er nickte immer wieder zustimmend, wenn ihm gefiel was er sah. Zu diesem Zeitpunkt war es noch sehr schwer mit ihm richtig zu kommunizieren, was über die 2 Wochen aber immer besser klappen sollte. Nachdem wir dann das erste Projekt zu unserer aber auch seiner Zufriedenheit fertiggestellt hatten, konnte es etwas anspruchsvoller werden. Die Aufgabe war nun, einen Buchstaben in Trockenbauweise zu erstellen - wir entschieden uns für ein „A“ und ein „I“. Da das Ganze im Endeffekt ein Wort ergeben sollte, eilten uns die Schreiner zur Hilfe und machten die anderen 4 Buchstaben. Doch vorher gab es erstmal noch eine Vorstellung der französischen Trockenbauwerkzeuge. Bei der Vorstellung durften wir uns ebenso an den Werkzeugen „austoben“. Nun konnte es also mit der Unterkonstruktion losgehen. Auch hier war er sehr an unseren Herangehensweisen interessiert und konnte es sich nicht nehmen lassen selbst immer wieder mitzuhelfen. Mittlerweile fiel es auch immer leichter mit ihm zu kommunizieren. Wir konnten gut als Team arbeiten und unsere Buchstaben zu großer Zufriedenheit fertigstellen.

Nun zu Lehrer Nummer 2, Monsieur Mourier. Er empfing uns ebenfalls mit großer Freude in der sehr geräumigen und gut ausgestatteten Werkstatt der Maler. Er erklärte uns motiviert die Aufgaben und stattete uns erstmal großzügig mit Werkzeug aus, was später sogar als Geschenk enden sollte. Nun aber an die Arbeit. Wir begannen damit, die Wände durch Spachteln und anschließendes Schleifen fachgerecht vorzubereiten, bevor wir sie mit einem Wechselgrund streichen sollten. Nachdem auch dieser Schritt getan war, war es endlich soweit und wir durften unsere „Tapezierskills“ zeigen.

Beeindruckt über Genauigkeit und Geschwindigkeit war das aber leider auch schon alles, was wir bei ihm machen konnten, denn wir erfuhren, dass wir noch einen weiteren Lehrer kennenlernen sollten… Monsieur Cador-Fliesen und Mosaikmeister. Für uns Maler erstmal ein ungewohnter Bereich, welcher aber mit großem Interesse gefüttert und sehr spannend werden sollte. Monsieur Cador erklärte uns mit aller Ruhe und Gelassenheit sein Handwerk bevor er uns unter seiner Führung ins kalte Wasser schmiss. Wir sollten unserer Kreativität freien Lauf lassen und uns ein Design aussuchen, was letztendlich dann auf die Platte gebracht wurde. Mit viel Freude und Spaß wurde über den Tag hinweg aus kleinen Fliesenteilen ein großes Gesamtkunstwerk, was wiederum einen begeisterten Lehrer hinterließ. Mit viel Stolz und Freude entließ er uns am Ende des Tages wieder in unser gewohntes Terrain.

Dank der vielen Einblicke in die Werkstätten der französischen Partnerschule konnten wir Maler einige tolle Lehrer und Meister unserer Berufsgruppe kennenlernen und fahren mit einem guten Gefühl und vielen neuen Erfahrungen wieder zurück nach Deutschland.

Bericht der Auszubildenden Bautechnik

Die Maurer, bestehend aus Tim Tränkle und Simon Gessler, nahmen ihre erste Aufgabe, nach Kennenlernen des Lehrers und der Werkstatt entgegen. Hierbei zeigte ihnen der Maurerlehrer Olivier, wie man einen Sandstein mithilfe eines Hammers und verschiedenen Meißeln bearbeitet. Die beiden Lehrlinge bearbeiteten im Anschluss ihren eigenen Stein und gaben ihm Form und ein eigengewähltes Muster auf die Vorderseite des Sandsteins.

Am nächsten Tag traten sie mit den anderen französischen Azubis zu einer Prüfungsaufgabe an. Diese bestand daraus, eine Mauer aus Hochlochbetonsteinen zu mauern, eine L- förmige Mauer mit Fensteraussparung. Diese Aufgabe zog sich über die nächsten Tage. Zum Ende der Woche fingen die beiden Austauschlehrlinge die zugehörige Mauer aus Natursteinen an.

Zu Beginn der nächsten Woche zeigten die Maurer ihre bisher vollbrachte Arbeit der angereisten Schulleitung, bestehend aus Frau Haveneth und Herr Sopai, welche die beiden Natursteinmauern mit Begeisterung bestaunten. Um sich ein eigenes Bild von der unterschiedlichen Arbeitsweise der Franzosen und den Deutschen zu machen, stellte Frau Haveneth ihr Talent im Beschlagen der Sandsteine unter Beweis. Geblendet vom Lob führten die beiden Maurerlehrlinge ihre Arbeit an der Natursteinmaurer fort und beendeten sie schon am darauffolgenden Tag. Die Aufgaben eines Maurers in Frankreich weichen stark von dem eines Deutschen ab. Denn in Frankreich übernimmt der Maurer ein Teil der Aufgaben eines Steinmetzes. So beschlugen die beiden Maurer- Azubis einen von ihnen gewählten Naturstein zu einem von ihnen gewählten Bild. Tim Tränkle meißelte in seinen Stein eine Meise, welche das Wappentier des Orts ist. Simon Gesslers Wahl fiel auf einen Handschlag. Damit wollten sie die Offenheit und Verbundenheit mit der französischen Schule und Gemeinde symbolisieren. Sehr zum Gefallen der französischen Lehrer.

Zum Ende der zweiten Woche ging es unerwarteter Weise in die Lehre des Mosaikhandwerks, welche sie mit den beiden mitgereisten Malern bestritten. Die 4 Lehrlinge suchten sich jeweils ein Motiv aus und zeichneten es auf eine 30x30cm Gipskartonplatte. Im Anschluss klebten sie mühsam und geduldig die selbst angepassten Mosaikstücke auf die vorliegende Platte. Daraus entstanden vier wunderschöne Kunstwerke, welche die vier Berufsschüler ihren Lehrern mit Stolz präsentierten. Am letzten Schultag führten die Lehrer die Lehrlinge in die Materie des Verputzens ein. Dabei zeigten sie den Vorgang des Verputzens, sowie Tipps und Tricks für ein gutes Gelingen.

Zum Abschied zeigten sich die Maurer in Form einer regionalen Spezialität aus Stuttgart für das Engagement und die Gastfreundlichkeit erkenntlich. Über das Stuttgarter Hofbräu ,,Bügel Premium‘‘ freuten die Lehrer sich außerordentlich und versprachen, demnächst nach Deutschland zu kommen um die deutsche Arbeitsweise und Kultur besser kennenzulernen. So endete für Tim Tränkle und Simon Gessler ein lehrreicher und schöner Schüleraustausch mit guten Erinnerungen und einem erweiterten Fachwissen.


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